Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz sind nicht erst seit Corona stark von der vorherrschenden Luftqualität abhängig. Laut Arbeitsstättenverordnung (Abschnitt 2 ASR 5) ist in Arbeitsräumen dann „ausreichend gesundheitlich zuträgliche Atemluft vorhanden, wenn die Luftqualität im Wesentlichen der Außenluftqualität entspricht, es sei denn, dass außergewöhnliche Umstände die Außenluftqualität beeinträchtigen.“
Je nach ausgeführter Tätigkeit und Arbeitsbedingungen variieren die Anforderungen an eine gesundheitlich zuträgliche Atemluft stark. Besonders hohe Anforderungen an die Luftqualität haben etwa Berufsgruppen wie Bäcker oder Bergleute, wo Schadstoffe in der Luft zu gehäuften Krankheitsbildern wie „Bäckerasthma“ oder „Bergmannbronchitis“ führen können. Aber auch in Büroräumen herrscht oft „dicke Luft“, die sich gesundheitsschädlich auswirken kann. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Gründe für schlechte Luft vielfältig
Generell wird die Qualität der Raumluft von dem Gehalt und den Wechselwirkungen chemischer und biologischer Stoffe ebenso bestimmt wie vom Lüftungsverhalten sowie Lüftungs- bzw. Klimaanlagen. Auch die Anzahl an Personen im Raum, die verwendeten Geräte und Einrichtungsgegenstände und das Verhalten der anwesenden Personen haben Einfluss auf die Luftqualität.
In Büroräumen ist die vorherrschende Raumtemperatur ein oft diskutiertes Kriterium für die Luftqualität. Die Mindesttemperatur sollte hier 20°C nicht unterschreiten, empfohlen werden 22°C.
Laut Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV), die gesetzliche Richtwerte vorgibt, muss der Arbeitgeber ab 30°C Raumtemperatur Maßnahmen ergreifen, um Hitzeschäden vorzubeugen. Übersteigt die Lufttemperatur 35°C gilt der Raum als ungeeignet als Arbeitsraum. Bei Klimaanlagen im Büro wird empfohlen, dass der Unterschied zwischen Außentemperatur und Raumtemperatur nicht mehr als 6°C beträgt.
Neben der Temperatur am Arbeitsplatz ist auch die Feuchtigkeit der Luft ein wichtiger Faktor in Hinblick auf Gesundheit und Wohlbefinden in Büroräumen. Einer zu geringen Luftfeuchte wird ein erhöhtes Risiko für Infektionskrankheiten ebenso zugeschrieben wie dem Symptom Trockener Augen. Die relative Luftfeuchte in Büroräumen sollte daher mindestens 30 Prozent betragen, ideal für den Menschen sind 40 bis 70 Prozent Raumluftfeuchte. Zu feuchte Luft birgt wiederum Risiken für gesundheitsschädliche Schimmelpilze und Bakterien sowie Bauschäden.
VOCs – ein viel diskutierter Faktor
In Hinblick auf die Lufthygiene in Büros stehen sog. VOCs (engl. Volatile Organic Compounds) immer wieder in der Diskussion. Damit sind flüchtige organische Verbindungen gemeint, die aus Einrichtungsgegenständen, wie z.B. Büromöbeln und Teppichen, Wandfarben oder Baustoffen austreten können und sich negativ auf die Gesundheit auswirken könnten. Auch Tonerstäube aus Druckern wird eine Belastung für Atemwege und Augen nachgesagt, auch wenn aktuell vorliegende Studien keine eindeutigen Beweise dafür liefern konnten. Wer Bedenken hat, kann bereits bei der Anschaffung von Büromöbeln, Bodenbelägen und ähnlichem auf das Umweltzeichen „Blauer Engel“ setzen, das besonders emissionsarme Produkte kennzeichnet.
Kohlendioxid als zentraler Indikator für die Raumluftqualität
Stickige und verbrauchte Luft kommt in Büroräumen schon zwangsläufig durch die natürliche Atmung mehrerer Personen in einem geschlossenen Raum zustande. Aber nicht wie vielleicht vermutet der mangelnde Sauerstoffgehalt, sondern der steigende Kohlendioxidgehalt in der Luft kann zu Beeinträchtigungen der Luftqualität und damit zu Ermüdung und Konzentrationsstörungen führen. Frische Luft enthält ca. 21 Prozent Sauerstoff und nur 0,04 Prozent Kohlendioxid (CO2). Im Normalfall bleibt der Sauerstoffgehalt jedoch auch über mehrere Tage in geschlossenen Räumen konstant – nicht aber der CO2-Gehalt. Da der Mensch Luft mit 16 Prozent Sauerstoff, aber schon 4 Prozent Kohlendioxid ausatmet, steigt der CO2-Gehalt der Luft in geschlossenen Räumen, gerade wenn mehrere Menschen zusammen kommen wie in Großraumbüros relativ schnell stark an. Gesundheitsgefährdend wird es für den Menschen erst, wenn der Sauerstoffgehalt unter 18 Prozent sinkt, die Kohlendioxid-Grenze liegt allerdings bereits bei 0,1 Prozent.
Bei steigendem CO2-Gehalt im Blut erweitern sich die Blutgefäße, um mehr Sauerstoff aufzunehmen und der Blutdruck sinkt. Je weiter der CO2-Gehalt ansteigt, umso gesundheitsgefährdender die Auswirkungen auf den menschlichen Körper:
1–1,5 Prozent: steigende Konzentrationsschwäche
3 Prozent: Müdigkeit, Kopfschmerzen
4–5 Prozent: tieferes und schnelleres Atmen, Vergiftungssymptome
5–10 Prozent: Atmung mühsam, starke Kopfschmerzen und fehlendes Urteilsvermögen
über 10 Prozent: Bewusstlosigkeit innerhalb von 1 min., akute Lebensgefahr
Richtiges Lüften wichtig
Von zentraler Bedeutung ist es daher für ausreichenden Luftaustausch in Büroräumen zu sorgen. Entweder durch geöffnete Fenster (natürliche Lüftung) oder durch Lüftungs- und Klimaanlagen (technische Lüftung) kann die verbrauchte Raumluft durch frische Außenluft ersetzt werden. Grundsätzlich kann man bei der Fensterlüftung zwischen Spaltlüftung (gekipptes Fenster), Stoßlüftung (kurzzeitig ganz geöffnetes Fenster) und Querlüftung (Öffnung gegenüberliegender Fenster) unterscheiden.
Als Maß für eine ausreichende Lüftung gilt die Luftwechselrate. Experten raten zu einer Luftwechselrate von 1, d.h. in einer Stunde wird die gesamte Raumluft einmal erneuert. Dabei sollte beachtet werden, dass ein Luftaustausch stark vom Wetter abhängig ist. Bei Windstille oder zu geringen Temperaturunterschieden zwischen außen und innen kann ein ausreichender Luftwechsel nicht stattfinden. Stoßlüften wird als effiziente Methode empfohlen um Frischluft zuzuführen. Als Orientierungshilfe sollte laut Arbeitsschutzportal in Büroräumen stündlich im Sommer bis zu zehn Minuten (unter Berücksichtigung der Außenlufttemperatur) stoßgelüftet werden, im Frühling/Herbst ca. fünf Minuten und im Winter ca. drei Minuten.
Kann über die natürliche Lüftung nicht genügend frische Luft in Büroräume gelangen, wenn Fensterlüftung beispielsweise durch Straßenlärm oder besondere Außenluftverschmutzungen erschwert wird, sind Lüftungs- und Klimaanlagen sinnvoll. Dabei sollte die richtige Einstellung und regelmäßige Wartung der raumlufttechnischen Anlage von Fachleuten erfolgen.
Fazit: Frischluft im Büro entscheidend
Mehr als 17 Millionen Beschäftigte arbeiten in Deutschland in Büroräumen. Frische Luft ist dabei ein zentraler Faktor für Gesundheit und Wohlbefinden. Durch die natürliche Atmung des Menschen, Ausdünstungen aus Einrichtung und Geräten, Temperatur und Luftfeuchtigkeit kann die Luftqualität in Innenräumen allerdings empfindlich gestört werden. Richtiges Lüften, ob natürlich über Fensterlüftung oder raumlufttechnische Anlagen ist dabei der entscheidende Faktor für gesundheitsförderliches Raumklima im Büro.
► Wer an einer Bestimmung der Luftkeimkonzentration gemäß Arbeitsschutzgesetz nach VDI 6022, Hygieneinspektionen von RLT-Anlagen oder dem Nachweis von Schadstoffen in der Raumluft Bedarf hat, findet Unterstützung bei einem unserer Partner wie beispielsweise der domatec GmbH. ◄
Quellen:
www.arbeitssicherheit.de/schriften/dokument/0%3A143613%2C3.html
www.vbg.de/SharedDocs/Medien-Center/DE/Broschuere/Themen/Bildschirm_und_Bueroarbeit/DGUV_Information_215-520_Klima_im_Buero.pdf
www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/pdfs/kohlendioxid_2008.pdf
www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/macht-stickige-luft-muede-mythos-oder-medizin-a-1025251.html
www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umwelteinfluesse-auf-den-menschen/innenraumluft
www.thermotec.ag/blog/ueber-den-sauerstoffgehalt-in-geschlossenen-raeumen
www.arbeitsschutz-portal.de/beitrag/asp_news/4870/richtig-lueften-im-buero.html
www.ifb.de/der-betriebsrat/2018-03-aus-der-praxis/was-tun-bei-dicker-luft-im-buero.html
www.buero-kaizen.de/gute-luft-im-buero/
www.luftanalyse-zentrum.de/schadstoffbelastung-raeume/schadstoffe-arbeitsplatz-buero
www.ergo-online.de/ergonomie-und-gesundheit/arbeitsplatzgestaltung/umgebungseinfluesse/artikel/klima-im-buero/anforderungen-an-die-luftqualitaet-im-buero/