Da es bereits seit 2014 etwa acht Erkrankungsfälle gab, deren Ursprung ebenfalls in diesem Traditionshaus vermutet wurde, wurde vom Gesundheitsamt Leer diese wirtschaftlich folgenschwere Entscheidung getroffen. Etwa 220 Personen mussten kurzfristig in andere Hotels ausquartiert werden, 120 ArbeitnehmerInnen wurden in den Zwangsurlaub geschickt. Die Sperrung erfolgte durch die Behörde, weil bakteriendichte, endständige Schutzfilter für die Entnahmestellen nicht kurzfristig beschafft und montiert werden konten. Ein vorübergehender Schutz der Hotelbesucher und deren Gesundheit war somit nicht zu gewährleisten.
Für die Geschäftsführung des Hotels ist der wirtschaftliche Schaden noch nicht bezifferbar, es stehen jedoch Summen von mehr als einer Million Euro im Raum. Diese Summe trifft aber auch nur zu, wenn das Hotel nach Umsetzung von technischen Maßnahmen die Freigabe für die Wiederaufnahme des Hotelbetriebes bis Mitte März bekommt – ansonsten erhöhen sich die Ausfallsummen wegen der nahenden Osterferien. Einen Ausgleich des Schadens durch eine Betriebsunterbrechungsversicherung scheidet aus, weil diese die Schließung des Betriebs wegen Legionellen nicht abdeckt. In jedem Fall dürfte sich aufgrund des bisher guten Rufes des Hauses der Schaden noch vervielfachen.
Erste Ergebnisse einer Gefährdungsanalyse lagen umgehend vor, neben mehreren Gefahrenpunkten werden für die Kontamination der Trinkwasser-Installation defekte Armaturen und Rückschlagklappen vermutet, aufgrund derer es zu einer unzulässigen Vermischung von Warm- und Kaltwasser kam. Insgesamt sind von diesem Problem mehr als 40 Zimmer betroffen. Dabei wurde das Hotel erst in 2012 für 25 Millionen Euro grundsaniert und modernisiert.
Neben technischen Modifikationen setzt die zuständige Gesundheitsbehörde aktuell auf die thermische Desinfektion der Trinkwasser-Installation. Bereits im Oktober 2014 wurden in der Georgshöhe Legionellen festgestellt, auch damals wurde bereits das Verteilsystem thermisch desinfiziert. Das Gesundheitsamt forderte zudem eine vierteljährliche Beprobung auf den Parameter Legionellen.
Dieses Gebäude scheint auch ein tragisches Beispiel dafür zu sein, dass sich viele der beteiligten Akteure nicht mit dem DVGW Arbeitsblatt W557 „Reinigung und Desinfektion“ auseinander gesetzt haben. Reinigung vor Desinfektion! – dies ist nur eine wichtige Feststellung wissenschaftlicher Betrachtungen der jüngeren Zeit, welche in dieses Arbeitsblatt mit eingeflossen sind. Eine Erkenntnis in der Praxis ist auch, dass ohne die Verwendung einer mechanischen Komponente zur Rohroberflächenreinigung, wie beispielsweise eine Rohrreinigung mit impulsartig eingebrachten Luftpolstern im Wechsel mit Wasserspülung, im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen kein nachhaltiger Erfolg möglich zu sein scheint.
Für das Hotel Georgshöhe auf Norderney bleibt zu hoffen, dass es nach Abschluss der eingeleiteten Maßnahmen seinen Betrieb wieder aufnehmen kann.
Titelbild Quelle: istockphoto.com
Legionellen verursachen vorübergehende Hotelschließung auf Ferieninsel
Auf der Insel Norderney wurde Ende Februar ein 4-Sterne Wellnesshotel von der zuständigen Gesundheitsbehörde der weitere Hotelbetrieb untersagt. Im Februar erkrankte mindestens eine Person an Legionellose, welche mit einem Aufenthalt im Hotel Georgshöhe in Verbindung gebracht werden konnte.