Mykotoxikose – Wie Schimmel krank macht

Schimmel – Was ist das überhaupt? Wie entsteht er? Wo kommt er vor? Und, worauf sollte ich als Verbraucher achten?

In der Mikrobiologie werden Schimmelpilze als grundsätzlich im Boden der Natur vorkommende heterotrophe Organismen bezeichnet, die sich durch Sporen vermehren und ein Myzel (fadenförmige Zellen eines Pilzes) ausbilden. Im Stoffkreislauf der Natur haben sie eine wichtige Bedeutung bei der Zersetzung von organischen Substanzen. Manche der 130.000 Arten von Schimmelpilzen werden sogar bei der Lebensmittelherstellung, z.B. für die Herstellung von Käse als Reifungsorganismen eingesetzt. Auch Antibiotika wie Penicillin werden als Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen hergestellt.

Wie gesundsheitsgefährdend ist Schimmel?

Die Zellbestandteile, Stoffwechselprodukte und Sporen der Schimmelpilze stellen allerdings größtenteils Schadstoffe für den Menschen dar. Fast alle Schimmelpilze können Allergien auslösen, manche sind hochgiftig für Mensch und Tier und können Schäden an Gebäuden verursachen. Im Extremfall befallen und zerstören Schimmelpilze Körpergewebe mit tödlichem Ausgang. Im Unterschied zu giftigen Inhaltsstoffen von Großpilzen bezeichnet die Wissenschaft solche sekundären Stoffwechselprodukte aus Schimmelpilzen als Mykotoxine, eine Erkrankung durch diese Schimmelpilzgifte als Mykotoxikose.

Entscheidend für eine gesundheitliche Beeinträchtigung sind einerseits die Wirkstoffkonzentration, der Menschen oder Tiere ausgesetzt sind, wenn sie schimmelbefallene Lebensmittel konsumieren, sich in befallenen Räumen aufhalten oder selbst eine Infektion haben, und andererseits die Immunstärke. Für Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Kinder oder Schwangere besteht ein höheres Risiko einer Mykotoxikose.   

Die Art der gesundheitlichen Beeinträchtigung ist dabei je nach Schimmelpilzart verschieden. Neben unspezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Magen-Darm-Beschwerden, Gelenkschmerzen oder auch Neurodermitis können Schimmelgifte auch dauerhafte, schwerwiegende Infektionen auslösen sowie krebserregende, nieren- und leberschädigende oder mutagene Auswirkungen haben.  

Damit Schimmelpilze wachsen können, benötigen sie Nährstoffe und Feuchte. Auch Temperatur und pH-Wert beeinflussen die Schimmelbildung, auch wenn Schimmelpilze in einem weiten Temperatur- und pH-Bereich wachsen können.

Mykotoxine auf Lebensmitteln

Auf allen verdorbenen Lebensmitteln können Mykotoxine enthalten sein. Primär kontaminiert, wenn beispielsweise schon das Getreide auf dem Feld von Schimmelpilzen befallen ist und durch dessen Verarbeitung unbemerkt zum Verbraucher gelangt oder sekundär, wenn lagernde Nahrungsmittel verschimmeln. Wenn Nutztiere von Schimmel befallenes Futter aufnehmen und dadurch die entsprechenden Produkte wie Milch oder Fleisch kontaminiert sind, spricht man vom Carry-over-Effekt. Schimmel kann sich vor allem auf Lebensmitteln mit hohem Wasseranteil schnell ausbreiten. Kochen, braten, backen, säuern, trocknen oder einfrieren helfen nicht Schimmelgifte zu entfernen. Das zellschädigende und besonders starke Mykotoxin Aflatoxin findet sich vor allem in Nüssen, Getreide und Gewürzen. Für Verbraucher sind die betroffenen Stellen oft nicht sichtbar und können weit ins Innere der Lebensmittel eindringen. Das Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) empfiehlt daher betroffene Lebensmittel zu entsorgen und auch verschimmeltes Obst nicht zu Kompott oder Marmelade zu verarbeiten. Verschimmeltes Müsli und Brot gilt ebenfalls als gesundheitsgefährdend und sollte daher zur Gänze in den Müll wandern.

Schimmel in Gebäuden

In Gebäuden ist laut Umweltbundesamt die erhöhte Feuchte die wichtigste Ursache für das Wachstum von Schimmelpilzen. Viele häufig auftretende Schäden können durch Beachtung technischer und (bau)physikalischer Aspekte vermieden werden. Feuchte Gegenstände und Wohnungen sollten daher möglichst rasch durch gezieltes Heizen und Lüften getrocknet werden. Das Umweltbundesamt empfiehlt Schimmelstellen bis zu einer Größe von 0,5 Quadratmetern selbst zu entfernen – natürlich unter Verwendung von Schutzhandschuhen und Mundschutz, auf glatten Oberflächen mit einem Haushaltsreiniger zu behandeln und die Stelle anschließend mit 80-prozentigem Alkohol zu desinfizieren. Am besten sorgen Sie über mehrere Tage für Durchzugslüftung.

Auch über Lüftungsanlagen können die Sporen der Schimmelpilze in die Raumluft gelangen. Daher müssen diese regelmäßig inspiziert, Zu- und Abluftfilter regelmäßig ausgetauscht und Lüftungsanlagen wenn nötig gereinigt werden. Details dazu sind in der Richtlinienreihe VDI 6022 geregelt. Grundsätzlich unterstützen hochwertige Zuluftfilter allerdings dabei, dass Pollen, Sporen und Feinstaub aus der Außenluft nicht in Innenräume gelangen.

Wertvolle Tipps und Hinweise zum Umgang mit Schimmel und weitere vorbeugende Maßnahmen finden sich im „Leitfaden zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall in Gebäuden“ des Umweltbundesamtes, abrufbar unter www.umweltbundesamt.de/schimmelleitfaden.

Fazit: Eine nicht zu unterschätzende Gefahr

Die Begriffe Schimmel und Schimmelpilze werden umgangssprachlich für unterschiedliche sporenbildende Arten von Mikroorganismen verwendet, die überall in der Natur und damit auch in Innenräumen anzutreffen sind.

Als Verderber auf Nahrungs- und Futtermitteln sowie auf unterschiedlichen Baustoffen bilden viele Schimmelpilze jedoch giftige Stoffwechselprodukte, sog. Mykotoxine, aus. Je nach Schimmelart, Wirkstoffkonzentration und Immunsystem betroffener Menschen drohen Gesundheitsschäden wie Infektionen der Atemwege, allergische Reaktionen, Schädigungen an Leber und Niere, chronische Krankheiten oder sogar Infektionen mit tödlichem Ausgang. Um solche Krankheiten möglichst zu vermeiden, kann jeder Einzelne einen Beitrag leisten.

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Quellen:
de.wikipedia.org/wiki/Schimmelpilz

www.akut-service.de/leistungen/rlt-anlagen/schimmelpilze-und-ihre-toxizitaet/toxizitaet-von-schimmelpilzen/

www.schimmelpilz-fachzentrum.de/lexikon/was-ist-schimmel

www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/421/publikationen/uba_schimmelleitfaden_final_bf.pdf

www.lgl.bayern.de/lebensmittel/hygiene/verderb/et_schimmelpilzbefall.htm

de.wikipedia.org/wiki/Mykotoxin

www.laves.niedersachsen.de/lebensmittel/rueckstaende_verunreingungen/mykotoxine-153451.html

Bilder Adobe Stock:
Aspergilloma of the lung and close-up view Aspergillus fungi, 3D illustration. Also known as mycetoma, or fungus ball, a lesion produced by fungi Aspergillus in immunocompromised patients, von Kateryna_Kon, #207449065

Agarplatte besiedelt mit Bakterien im Labor, von Alexander Raths, #77074220

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