Leitungswasser – unbedenklich trinkbar?

Worauf Sie achten sollten, damit ihr Wasser nicht krank macht

 

Leitungswasser ist Lebensmittel Nummer eins und genießt einen sehr guten Ruf. Laut Umweltbundesamt ist Trinkwasser in Deutschland „von konstant hoher Qualität und eines der am besten kontrollierten Lebensmitteln". Allerdings steigen laut aktuellem Bericht der offiziellen Gesundheitsbehörde der Europäischen Union die Zahlen der Legionellose-Erkrankten, ausgelöst durch verunreinigte Wassersysteme.

In diesem Beitrag lesen Sie, wie diese Aussagen zusammen passen und worauf Sie achten sollten, um jederzeit unbedenklich Wasser aus ihrer Leitung zu entnehmen.

Zweifellos wird das Leitungswasser hierzulande strengstens kontrolliert und unterliegt massiven Auflagen. Für die Qualität und Sicherheit des Trinkwassers aus der Leitung sind Wasserversorgungsunternehmen, Gesundheitsämter, Bundesumweltamt und Landesbehörden verantwortlich. Das zentrale Regelwerk ist dabei die Trinkwasserverordnung, die die Anforderungen an die Qualität von Trinkwasser festlegt, Grenzwerte für verschiedene Parameter wie Mikroorganismen, Schwermetalle und chemische Substanzen definiert und die Verantwortlichkeiten für die Trinkwasserüberwachung regelt. Jedoch endet diese Überwachung durch Versorger in der Regel am Hausanschluss. Ab der Wasseruhr bis zum Zapfhahn sind Betreiber von häuslichen Trinkwasserversorgungsanlagen oder Hausbesitzer/in selbst verantwortlich für die Sicherstellung der gesundheitlichen und hygienischen Gütevorgaben. Daher verwundert es nicht, dass die häufigsten Gründe für krankmachendes Leitungswasser innerhalb des Wasserleitungssystems im eigenen Haus zu finden sind.

 

Gefahrenquelle Armaturen & Wasserleitungen

Wasserhahn-Armaturen und eingebaute Perlatoren können Schadstoffe an das Leitungswasser abgeben und so zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Neben Schwermetallen wie Nickel, Chrom oder sogar Blei können Armaturen auch Chemikalien wie Phthalate oder Bisphenol A (BPA) enthalten, die dann in das Wasser auslaugen. Werden Armaturen nicht regelmäßig gereinigt oder gewartet, können krankmachende Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und andere Keime in das Trinkwasser gelangen.

Bis 1972 war es in Deutschland erlaubt, Wasserleitungen aus dem Schwermetall Blei zu verlegen. Das Nerven- und Blutgift Blei ist besonders für Schwangere und Säuglinge gefährlich. Laut Umweltbundesamt sind auch heute in manchen Altbauten noch vereinzelt Bleirohre oder Teilstücke aus Blei zu finden. Daher wurde in der novellierten Trinkwasserverordnung festgelegt, dass Bleileitungen grundsätzlich bis zum 12. Januar 2026 vollständig entfernt werden müssen. Der Grenzwert für den Bleigehalt im Trinkwasser wurde zudem erneut herabgesetzt auf 0,005 Milligramm pro Liter (mg/L).  

Tipp: vor dem Trinken laufen lassen

Um auf Nummer sicherzugehen, empfehlen Verbraucherzentralen, Leitungswasser vor dem Verzehr grundsätzlich so lange laufen zu lassen, bis es kühl aus der Leitung kommt, etwa 30 Sekunden bis 2 Minuten.

Wasseruhren und Totleitungen nicht vergessen

Oft nicht bedacht, aber das Risiko einer Verunreinigung des Leitungswassers kann auch durch undichte oder defekte Wasseruhren entstehen. Gefährlich wird es immer dann, wenn Trinkwasser nicht zirkuliert und kein regelmäßiger Wasserfluss stattfindet. Stehendes oder stagnierendes Wasser ist anfällig für gesundheitsgefährdende Verunreinigungen und fördert das Wachstum von Bakterien, Viren und anderen Mikroorganismen.

Tote Leitungen bergen dabei ein besonders hohes Risiko. In der Gebäudetechnik spricht man von "Totleitungen" oder "Totsträngen" und meint damit Abschnitte des Rohrleitungssystems, die an das hausinterne Leitungswassernetz angeschlossen sind, jedoch nicht mehr am Wasserkreislauf teilnehmen. Nicht mehr genutzte oder zurückgebaute Entnahmestellen oder beim Hausbau vorsorglich verlegte und erst für zukünftige Verwendung vorgesehene Leitungen kommen in der Praxis häufig vor. Auch bei vorübergehend leerstehenden Wohnungen, Ferienwohnungen oder noch nicht bezogenen Häusern ist Vorsicht geboten. Zudem können bei Heizungsanlagen Totleitungen auftreten, wenn bestimmte Heizkörper oder Heizkreise in einem Gebäude nicht aktiviert oder genutzt werden.

Bedrohung Legionellen

Die wohl größte und bekannteste Gefahr für den Menschen im Zusammenhang mit verunreinigtem Trinkwasser ist eine Infektion mit Legionellen-Bakterien. Durch das Einatmen von mit Legionellen kontaminierten Aerosolen können diese Bakterien in die Lunge gelangen und eine schwere lebensbedrohliche Form der Lungenentzündung auch bekannt als Legionärskrankheit auslösen. Gerade in warmen, stehenden oder langsam fließenden Wasser (bei Temperaturen zwischen 20 °C und 45 °C) fühlen sich Legionellen wohl und können sich ideal vermehren. Daher sollte unbedingt bereits bei der Planung von Trinkwasserinstallationen darauf geachtet werden, Stagnationswasser zu vermeiden (bspw. auf möglichst kurze Rohrleitungsführung achten, Ringleitungen verlegen oder hauptsächlich genutzte Entnahmestellen hinter einer seltener benutzten anordnen).

Tipp: fachgerechte Wartung

Eine regelmäßige Wartung der Wassersysteme und -anlagen durch zertifizierte Stellen inklusive das Spülen von Totleitungen und wenig genutzten Wasserstellen ist unerlässlich für keimfreies Leitungswasser. Legionellen können übrigens Temperaturen ab 60 °C nicht überleben. Um das Risiko von Legionellen zu minimieren, gilt es im Allgemeinen als ratsam, die Wassertemperatur in den Warmwassersystemen in einem Bereich von mehr als 50 bis 60 Grad Celsius einzustellen.

Fazit:

Leitungswasser wird in Deutschland bis zu Wasseruhr in sehr gutem Zustand bereitgestellt. Allerdings lauern ab diesem Ort bis zur Entnahmestelle noch diverse, oft nicht bedachte Gefahrenquellen für frisches, gesundes Trinkwasser. Eine endgültige Klärung der Trinkwasserqualität kann nur eine fachgerechte Wasseranalyse im Labor bringen.


Quellen:

www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/essen-trinken/trinkwasser

www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/essen-trinken/trinkwasser

www.ecdc.europa.eu/en/news-events/increasing-rates-legionnaires-disease-eueea
www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/wasser/kann-man-leitungswasser-trinken-34836

www.wassertest-online.de/blog/leitungswasser-die-7-haeufigsten-gefahren-fuer-ihre-gesundheit/

arge-heiwako.de/legionellen/

www.sbz-online.de/sbz-schwerpunkt/stagnation-der-trinkwasserinstallation-wer-rastet-der-rostet

Die schnelle Hilfe im Notfall!

Die schnelle Hilfe im Notfall! - Ask an Expert
FAQ - oft gefragt

Partner